Interview mit Christian Schmidt

04. Aug 2023

Seit 24 Jahren als Hauptkassierer mit dem FSV durch dick und dünn.

Seit 1999 führt Christian Schmidt beim FSV die Hauptkasse und ist damit neben Edgar Hacker dienstältestes Mitglied in der geschäftsführenden Vorstandschaft. Wie er zu diesem Amt kam, was die bewegendsten Momente waren und wie sich der FSV in dieser Zeit zu einem modernen Sportverein von regionaler Bedeutung „mauserte“ erzählt Christian in einem Interview mit Martin Kopf.

Martin Kopf (MK): Hallo Christian, wer FSV Seelbach sagt muss auch Christian Schmidt sagen. Du bist mittlerweile 42 Jahre im Verein und davon unglaubliche 24 Jahre in der Vorstandschaft. Wie und wann bist Du zum FSV und schlussendlich zum Vorstandsamt gekommen?

Christian Schmidt (CS): Im Jahre 1981 habe ich in der D-Jugend als Jugendspieler begonnen, danach alle Jugendmannschaften durchlaufen und mit einer Unterbrechung bis 2002 in den Herrenmannschaften gespielt. Zum Vorstandsamt hat mich mein Freund und Amtsvorgänger Stefan Fehrenbacher gebracht. Er wollte aufhören und hat mich am Katharinenmarktsamstag 1998 darauf angesprochen. So kam das ganze ins Rollen und ich dann zum Posten als Hauptkassierer.

MK: Was ja wunderbar passt. Du bringst als Bilanzbuchhalter die besten Voraussetzungen für diesen Job mit.

CS: Das stimmt, aber gerade in den ersten Jahren hat mir diese Aufgabe dennoch einige schlaflose Nächte beschert. Die finanzielle Situation ist sehr angespannt gewesen. Es gab noch größere Kredite vom Sportheimbau, die wir zurückführen mussten und gleichzeitig erforderte natürlich der Spielbetrieb laufend einiges an Geldern. Auf der Einnahmenseite waren im Wesentlichen nur die Mitgliedsbeiträge, das Sportfest und der Katharinenmarkt, wobei die Veranstaltungen immer schwankend in der Ertragslage waren.

MK: Was bedeutete das konkret?

CS: Wir haben, wie man so schön sagt, „von der Hand in den Mund gelebt“. Alles war „auf Kante“ genäht und nicht selten mussten wir improvisieren um unseren finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können? Ich kann mich erinnern, dass ich 2003 einmal wegen einer Rechnung von 300 Euro ein Unternehmen bitten musste, dies in zwei Raten bezahlen zu dürfen. Ein andermal mussten wir einen Zusatzbeitrag vom 10 Euro wegen Instandhaltungskosten von allen Mitgliedern einfordern um über die Runden zu kommen. Irgendwie hatten wir immer weniger Einnahmen als Ausgaben. Kurzfristig fehlende größere Liquiditätsengpässe mussten zum Teil durch Darlehensaufnahmen gelöst werden. In dem Zusammenhang muss ich auch mal einen großen Dank an die Sparkasse aussprechen, die gerade in Zeiten größter Not immer ein großzügiger Helfer und Partner des FSV Seelbach war.

MK: Oha, da kann man nur staunen und bewundernd gratulieren, dass es dennoch gelang den Verein finanziell stets auf richtigem Kurs zu halten und nach vorne zu bringen. Es gab ja viele Anstrengungen um den Verein weiterzuentwickeln. Was waren die Highlights aus Deiner Sicht?

CS: In sportlicher Hinsicht waren natürlich die Meisterschaften und damit verbundenen Aufstiege der ersten Herrenmannschaft immer die Meilensteine und Auslöser für ein Vorwärtskommen des FSV. Das gipfelte dann im Aufstieg zur Landesliga im letzten Jahr. Ein ganz besonderes Ereignis war auch das 80-jährige Vereinsjubiläum mit großem Festzelt auf dem Sportplatz im Jahre 2009. In Punkto Infrastruktur sehe ich ganz klar den Kunstrasenbau als eine der wichtigsten Weichenstellungen der letzten Jahrzehnte. Eine echte Erfolgsgeschichte.

MK: Ja, eine Erfolgsgeschichte die auch von Dir begleitet werden musste. Speziell das Konzept und die Abwicklung der Finanzierung des Kunstrasenplatzes erforderte sicher einiges an Aufwand Deinerseits.

CS: Das kann man wohl sagen. Es gab in dem Zusammenhang extrem viele zusätzliche Buchungen und Abrechnungen, ich nenne nur die Lotterie und die Spendenerlöse aus dem Online-Projekt zum Erwerb von Kunstrasenparzellen . Die gesamten Spendeneingänge mussten verbucht und entsprechende Spendenquittungen geschrieben werden. Der parallel einsetzende Sponsorenboom durch die Großflächenwerbung rund um den Sportplatz musste dann auch finanztechnisch professionell abgewickelt werden. Ich fand aber in der damaligen Vorstandschaft und dem Projektteam jederzeit gute Unterstützung.

MK: Kann man sagen, dass seit einigen Jahren damit eine neue Zeitrechnung für den FSV eingetreten ist?

CS: Ja durchaus. Das war aber nur möglich, weil ganz viele zusätzliche Maßnahmen parallel angestoßen und erfolgreich umgesetzt wurden. Mit der Erfolgsstory des FSV-Power und den laufenden Sponsoring-Einkünften waren endlich die Zeiten meiner schlaflosen Nächte vorüber. Das heißt aber nicht, dass jetzt Luxus herrscht. Wir müssen weiterhin maß- und verantwortungsvoll planen und agieren. Denn wir haben z.B. momentan auch deutlich gestiegene Kosten in allen Bereichen und speziell bei der Energie.

MK: Aber der Verein ist momentan schuldenfrei?

CS: Ja, das war eine echte Befreiung: Wir sind schuldenfrei seit Februar 2022. Gleichzeitig sehe ich in dieser Situation auch die an uns gestellte Aufgabe etwas für die Zukunft vorzusorgen, was übrigens schon am Laufen ist. Denn weitere größere Projekte sind in Sicht. Im Fokus der Überlegungen ist die Überdachung des Festplatzes und die Erneuerung der Tribünen. Eine Umrüstung der Flutlichtanlage auf LED ist bereits beschlossen, wird aber Gottseidank durch Zuschüsse weitgehend abgedeckt. Weiter in der Zukunft steht sicher einmal die irgendwann notwendige Erneuerung des Kunstrasenbelages.

MK: Vielen herzlichen Dank Christian für diese interessanten Blicke hinter die Kulissen des Hauptkassierer-Amtes beim FSV. Und vielen Dank im Namen aller Vereinsmitglieder für Deinen wirklich großartigen Einsatz.

Christian Schmidt
Christian Schmidt